José Manuel de la Rosa Govantes

 

Organisation von Textverständlichkeit in technischen Systemen

Foto von Dipl.-Ing. José Manuel de la Rosa Govantes Urheberrecht: © José Manuel de la Rosa Govantes

Zusammenfassung zur Dissertation von Dipl.-Ing. José Manuel de la Rosa Govantes

Im Fokus dieser Dissertation steht das Gelingen von individueller Massenkorrespondenz. Die Untersuchungen erfolgen unter den speziellen Rahmenbedingungen, die bei sehr großer Organisationen wie Versicherungen, Banken oder Behörden anzutreffen sind: In einem jahre- bis jahrzehntelangem Dialog kommunizieren eine große Menge von Institutionsmitgliedern mit einer noch größeren Gruppe von Kunden und vollziehen dabei lebensrelevante Handlungen, die mit je Einzelfall individuell gestalteten, meist aber automatisiert erstellten, Dokumenten realisiert werden.

Empirische Studien belegen die allgemein verbreitete, subjektive Wahrnehmung; die entsprechenden Briefe sind meist schlecht verständlich, wirken zudem unpersönlich und können z.B. den Beigeschmack ihrer oftmals maschinellen Produktion nicht ablegen. Die Ergebnisse dieser Dissertation sollen zur Verbesserung der Situation beitragen, sie hat also einen starken praktischen Bezug.

Der Titel der Arbeit ist bewusst stark verkürzt, da die Verständlichkeit als eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung zu betrachten ist. Vielmehr ist allein schon die Analyse interner Eigenschaften von Texten nicht hinreichend, um dem erhobenen Anspruch operationalisierbarer Konzepte bzw. Lösungen zu genügen. Letzterer wiederum begründet Motivation wie auch Gelegenheit zu dieser Dissertation, da die langjährige, hauptberufliche Beschäftigung mit dem Thema – u.a. in fachlichen und technischen Sprach- und Textprojekten bei Versicherungskonzernen – Zugang zu umfangreichen, aktuellen Textbeständen sowie Kontakte zu zahlreichen Experten aus der Branche eröffnet. Last but not least werden diese Möglichkeiten aufgrund ebendieser Erfahrungen von einem tiefen Verständnis der technischen sowie organisatorischen Strukturen und Prozesse bei großen Organisationen flankiert.

Die Methodik der Arbeit spiegelt ihren interdisziplinären Charakter wider: Eine umfängliche, summarische Darstellung der Multidimensionalität des Gesamtproblems geht weiter als bisherige Studien und berührt zahlreiche Forschungsfelder. Dabei liegt der Schwerpunkt zwar in der Vernetzung des aktuellen Forschungsstandes der Sprachwissenschaften (Text-, Korpus- und strukturale Linguistik; Verständlichkeits- und Lesbarkeitsforschung; Sprechakt- und Handlungstheorie) mit den Möglichkeiten der Informatik (insb. Linguistische Informatik, z.B. Text Mining; zudem Mustererkennung, semantische Netze etc.), um automatisiert relevante Zusammenhänge in Textkorpora zu ermitteln und Aussagen über Qualität und Stil einer Textprobe machen zu können. Die entsprechenden Recherchen werden von empirischen Studien begleitet und durch den Austausch mit führenden Instituten ergänzt. Mit ähnlicher Priorität ist auch der Stand der Technik bei Lesbarkeitsindizes und Textproduktionssystemen zu erheben, wofür u.a. Experteninterviews und Testreihen angesetzt werden.

Hinzu kommen dann aber auch Erkenntnisse der Psychologie und Neurobiologie (zu mentalen Modellen der kognitiven Verarbeitung), der Medientheorie (zu Kommunikationsmedien), der Soziologie, Organisationstheorie und auch Philologie (zur textproduzierenden Organisation) sowie der Sprach- und Analytischen Philosophie und Epistemologie (zu Ontologien und Taxonomien), die zumindest betrachtet und auf zielführende Impulse zur Beantwortung der Forschungsfrage untersucht werden sollen:

Ist es mit probabilistischen Mitteln möglich, automatisiert Aussagen über Qualität und Stil oder auch der illokutionären Rolle eines vorliegenden Schriftstücks zu treffen?