Dr. rer. nat. Stefanie Jäckel
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Zur Motivierung im Informatikunterricht: Eine Charakterisierung unterrichtspraktischer Einstiege aus der Perspektive von Lehrenden und Lernenden
Motivierungen ermöglichen es, Lernende für Unterrichtsinhalte zu interessieren und zu begeistern. Aus der Perspektive der Fachdidaktik Informatik wurden sie bisher jedoch kaum erforscht. Diese Arbeit untersucht Motivierung im Informatikunterricht anhand von unterrichtspraktischen Einstiegen.
In einer explorativ angelegten Studie werden 12 Typen motivierender Unterrichtseinstiege herausgearbeitet, die eine Bandbreite von Themenbereichen des Informatikunterrichts abdecken. Die Typen motivierender Unterrichtseinstiege werden beschrieben, durch Beispiele illustriert und klassifiziert. Dabei zeigt sich, dass real durchgeführte Unterrichtseinstiege auf vielfältige Art und Weise motivieren.
Die Hauptuntersuchung erfolgt sowohl aus Lehrer- als auch aus Schülerperspektive. Als theoretische Grundlage dient das um eine didaktische Komponente erweiterte ARCS-Modell der Motivierung nach Keller. Mit Hilfe von Vignetten in Text- und Videoform wird eine Charakterisierung der ermittelten Typen anhand ihrer motivierenden Eigenschaften vorgenommen. Dabei können Top-Gruppen nachgewiesen werden, die einzelne Motivierungsfaktoren in besonderer Weise verkörpern.
Die Einschätzungen von Lehrkräften und Schülern weisen ähnliche Häufungen bezüglich der zugeschriebenen motivierenden Faktoren auf. Hervorzuheben ist, dass die Motivierungstypen „Aktuelle Sachverhalte erörtern“, „Entwicklung von Informatiksystemen als Ziel vorgeben“ und der Kopplungstyp „Entwicklung von Informatiksystemen aus dem Alltag als Ziel vorgeben“ alle untersuchten Motivierungsfaktoren in hoher Ausprägung in sich vereinen (können). Lehrende und Lernende schätzen das Motivierungspotenzial derjenigen Typen als besonders hoch ein, die allgemeinbildende Informatikaspekte verkörpern. Dem „Entwickeln von Informatiksystemen aus dem Alltag“ als vorgegebenes Ziel der Unterrichtseinheit wird von beiden Teilnehmergruppen insgesamt das höchste Motivierungspotenzial beigemessen.
Weiterhin werden Informations- und Materialquellen sowie Entscheidungsgrundlagen für motivierende Unterrichtseinstiege in der individuellen Planungs- und Vorbereitungsphase der Lehrkräfte beleuchtet.
Insgesamt kann geschlussfolgert werden, dass Motivierungen im Informatikunterricht erfolgreich auf Schülerinnen und Schüler wirken, wenn sie flexibel mit den Interessen der Jugendlichen arbeiten, sie den Sinn und Zweck der Lernhandlung verkörpern und Möglichkeiten für die Arbeit mit und an Informatiksystemen (er)schaffen.
In künftigen Forschungsarbeiten wäre es wünschenswert zu ergründen, auf welche Weise die im Einstieg erzielte motivierende Wirkung über längere Zeiträume hinweg aufrecht erhalten werden kann.